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AutorenbildKaro

2 Vulkane und 2 Verletzte

Als wir in Pucón ankamen, war es bewölkt und regnerisch. Schon bei der Ankunft haben wir deshalb gescherzt, dass der Ort wohl das Potenzial dazu hat, dass wir hier länger bleiben.

Schließlich hatten wir uns auch ein paar Sachen vorgenommen, die nun erledigt werden mussten und da das Wetter für die nächsten Tage sehr wechselhaft sein sollte, passte es uns umso mehr. Zunächst haben wir uns einen Stellplatz an einem Hostel gesucht. Duschen, Internet und die Stadt fußläufig erreichbar. Perfekt!

Da Fabian mit Jendrik im Januar den Aconcagua besteigen will, müssen noch viele organisatorische Sachen geklärt werden. Zum Beispiel die richtige Ausrüstung, wer bringt was mit, was wird geliehen und was wird gekauft. In Pucón, nach Empfehlungen von Einheimischen und anderen, sollte man alles bekommen was man dafür so braucht. Also muss erstmal eine Liste her mit Sachen, die man hat und die man braucht. In der Stadt werden dann erstmal die Preise verglichen und entschieden was gekauft wird und was besser nicht.

Zudem haben wir schon länger an einer Bulli Technik Rubrik für den Blog gebastelt und diese sollte nun auch endlich Online gehen. Ich hoffe du hast sie schon entdeckt, ansonsten „dawai“!

Zudem liebäugelten wir mit einer Vulkanbesteigung und wollten erstmal auf besseres Wetter warten.

Das Wetter, bei unserer Ankunft.

Um uns „warm zu laufen“ haben wir auch erst eine kleine Wandertour zu drei Seen gemacht. Wunderschön, wir sind im Morgengrauen aufgebrochen und hatten den ganzen Park für uns alleine.


Leider wieder ohne Myliu. Dafür sind wir nachmittags aber dann zu einem See gefahren. Ganz viel Wasserspaß und Spiele für Myliu! Es wurde tatsächlich das erste Mal auf unserer Reise so warm, dass wir auch ins Wasser gesprungen sind. Es war übrigens der erste Advent!


Der aktive Vulkan Villarrica wartete auf uns, eine Besteigung kann nur mit einem Bergführer erfolgen.

Nach einer Empfehlung von Einheimischen haben wir MAVIDA Adventures gebucht, Rodrigo war unser Guide.

Nach einem kurzen Kennenlernen und zwei Pisco-Sour (typischer Longdrink für Chile), habe ich einer Ski Tour zugestimmt. Kurzdarauf überkam mich kein gutes Gefühl aber hey, wer kann schon behaupten, er ist einen aktiven Vulkan mit Ski runtergefahren?!

Spätestens als wir beim Skiverleih waren und ich die schweren Skischuhe gesehen habe, wusste ich, dass es keine gute Idee war. Es ist schon so verdammt schwer einen 2800m hohen Berg zu erklimmen und nun mit Ski und Skischuhen?! Aber gut, es ist halt eine neue Herausforderung und irgendwie habe ich mich schon auf die Abfahrt gefreut. Und wer außerhalb einer präparierten Piste Ski fahren will, muss nun mal erst den Berg hoch, auch mit Skischuhen.

Erstaunlicherweise ging es ganz gut, ich denke mal das es hauptsächlich daran lag, dass Fabian meine Ski und auch mein Gepäck getragen hat. In meinem Rucksack waren noch etwas Wasser, eine Gasmaske und eine Skihose zu finden. Alles kein Gewicht.

Für Fabian diente die Vulkantour als Training für den Aconcagua, schließlich startet seine Expedition auch mit 30kg Gepäck. Somit hat er auch gleich am Fuße des Vulkans den Wanderweg genommen. Ich habe es mir etwas leichter gemacht, indem ich für das erste Stück mit unserem Guide den Ski Lift genommen habe.

Dennoch von Ski-Lift bis zum Vulkankrater gibt es noch genug Strecke.

Steile Details dazu: Distanz weniger als 3km – Höhenunterschied über 1300hm

Es war schon ziemlich windig auf dem Vulkan und teilweise kam es mir wie ein normaler Berg im Skigebiet vor, nur halt viel steiler und ohne Lift.

Der ganze Vulkan ist noch mit Schnee bedeckt, und ich hätte nie gedacht, dass man mit Skischuhen und Steigeisen einen so unglaublich festen Tritt hat. Jegliches abrutschen oder wegknicken ist ausgeschlossen, es sei denn man steigt sich in die eigenen Steigeisen, dann kann es sein, dass man sich doch mal hinlegt. Habe ich dann auf dem Hinweg das eine oder andere Mal geschafft. Wir haben insgesamt zwei Pausen gemacht und jedes Mal den Ausblick genossen und realisiert, dass wir hier gerade auf einem aktiven Vulkan sind. Immer wenn wir hochblickten, spuckte der Vulkan eine Rauchwolke aus… schon magisch, so nah an kalt und heiß zu sein.

Das letzte Stück zu dem Krater haben wir ohne Gepäck gemacht. 20 Minuten lang ging es dann noch zwischen Schnee und Vulkangestein bergauf. Gar nicht so einfach bei immer stärkerem Wind mit Steigeisen auf Stein zu laufen, aber zum Glück waren es nur kleine vereinzelte Stücke. Die schwefeldioxid-lastige Luft am Vulkan war für mich ziemlich unangenehm einzuatmen, aber wir hatten ja die Gasmasken dabei. Das machte es einfacher.

Und dann waren wir da, der Krater ist unglaublich groß und tief. Viel größer und tiefer als ich es mir vorgestellt habe. So tief, dass man nicht mal den Grund sehen konnte. Irgendwie verrückt und gleichzeitig ein bisschen gefährlich sich über so eine Kante zu beugen und da rein zu schauen. Ich hätte gerne Lava gesehen, aber vielleicht ist es auch besser, wenn man keine Lava sieht. Nicht das der Vulkan dann kurz vorm spucken wäre…

Nach dem Sand am Gipfel in Villa la Angostura, habe ich nun ein heißes Loch vom Vulkan gesehen. Schon wieder etwas, was in meinem Kopf erstmal neu gelernt werden muss. Am Gipfel eines Schnees bedeckten Berges kann es heiß sein.

Wenn man von einem Vulkan spricht, dann ist irgendwie klar das der Lava spucken kann und dementsprechend heiß ist. Und man hat auch das eine oder andere Bild von einem schneebedeckten Vulkan gesehen, ist ja auch irgendwie klar, Vulkane sind schon ziemlich hoch. Letztendlich selber auf einem aktiven Vulkan zu stehen ist dann dennoch überwältigend. Ich muss sagen ich hätte es mir nie erträumt einen aktiven Vulkan zu besteigen. Bei diesem Vorhaben hätte ich jedem einen Vogel gezeigt. Aber nun, nachdem ich es getan habe, bin ich unglaublich glücklich so eine Erfahrung gemacht zu haben.

Nur das runterkommen vom Vulkan, das war noch extremer als der Vulkan selbst.

Wir haben uns vorgenommen, den Vulkan mit Ski runterzufahren. Es klingt schon ziemlich extrem, war es auch. Ich meine, ich kann ganz gut Ski fahren. Ich liebe es auch im Skiurlaub die eine oder andere schwarze Piste zu nehmen, aber erst nachdem ich mich zwei Tage lang mit blauen und roten Pisten warm gefahren habe. Ich muss erst wieder ein Gefühl für etwas bekommen, was ich schon lange nicht mehr gemacht habe. Bloß war genau das auf dem Vulkan nicht möglich. Kaum hatte ich die Ski an, wartete ein steiler Abhang auf mich, mit einer schwarzen Piste gleichzusetzen. Laut Guide etwa 40° Gefälle.

Ich wollte eigentlich gar nicht so viel darüber nachdenken, einfach fahren. Aber da war mein Kopf dann doch schon schneller als ich. Beim Anblick des Abhangs, läuteten in meinem Kopf die Alarmglocken, ich war mir aber noch immer ziemlich sicher es zu schaffen.

Kurzer Blick zu Fabian, er nimmt die Kurve und fährt runter. Okay. Also ich jetzt auch. Kaum hatte ich die Kurve gepackt, packte mich die Erdanziehung. Ich kann gar nicht sagen was ich falsch gemacht habe oder wo der Fehler für meinen Sturz war. Ich denke es war mehr in meinem Kopf. Während des Sturzes, fühlte ich wie mein rechtes Knie und Bein in alle Richtungen drehte. Ich dachte kurz irgendwas ist hin, gebrochen, gerissen oder was auch immer. Es schmerzte höllisch. Irgendwann bin ich dann vom Sturz stehen geblieben. Vor den Füßen unseres Bergführers Rodrigo.

Als erstes zog er mir die Ski aus und bewegte meine Beine ganz vorsichtig. Erleichterung! Bei der Bewegung spüre ich keinen Schmerz. Okay also erstmal den Schock verdauen und weiter geht’s! Beim Versuch aufzustehen, wurde ich etwas Besserem belehrt. Mein Knie flutschte gefühlt weg und der Schmerz übernahm überhand.

Mist, ich kann auf dem rechten Beim nicht mal stehen. Okay, noch mal hinsetzen und Gedanken sortieren. Was zur Hölle ist passiert?! Das Knie schmerzt nicht während der Bewegung, tut dann aber beim Auftreten weh und während ich es stillhalte puckert es halt. Man könnte sagen, ich merke das ich ein rechtes Knie habe.

Okay, es ist zu steil, um hier erneut aufzustehen. Also rutschte ich auf meinem Hintern den steilen Part vom Vulkan runter.

Das machen sowieso die meisten Wanderer so. Nachdem man den Gipfel erreicht hat, zieht man einen Popoteller aus dem Rucksack und rutscht den Berg runter.

Warum haben wir das nicht auch so gemacht?! Ging es mir durch den Kopf. Egal nun erstmal am nicht so steilen Part ankommen und noch mal aufstehen. Vielleicht klappt es ja und ich kann den Berg doch noch runterfahren.

Nope, keine Chance, sobald ich das rechte Bein belaste, brennt es wie Hölle. Fuck, und nun? Wie komme ich den Vulkan runter, was passiert jetzt, wie geht die Reise weiter? 1000 Gedanken gingen mir durch den Kopf.

Ehe ich mich versehen konnte, hatte Fabian meine Ski, Stöcke und meinen Rucksack. Rodrigo übergab seine Stöcke ebenfalls an Fabian, schnallte sich seinen Rucksack auf den Bauch und nahm mich Huckepack.

Ich fragte noch: „And now?“ Und zack fuhr er los, mit Ski und mit mir auf seinem Rücken. Waaaaaaaas?! Ich war darauf nicht vorbereitet, die ersten Kurven habe ich mit geschlossenen Augen mitgemacht. Jedoch habe ich auch ziemlich schnell gemerkt, dass ich hier gerade von einem Profi getragen werde. Mag seltsam klingen, aber ich fühlte mich sicher, ich öffnete die Augen und habe angefangen die Abfahrt zu genießen.

Wir haben zwischendurch kleine Pausen eingelegt, ein Bergführer, der noch in Lehre ist, sah unsere Not und eilte uns zur Hilfe. Er legte einen Verband mit Eis auf mein Knie und nahm Rodrigo seinen Rucksack ab. In kleinen Stücken sind wir dann den Vulkan runtergefahren.

Ich kann immer noch behaupten, ich bin den Vulkan auf Ski runtergefahren, bloß auf dem Rücken unseres Bergführers.

Wahnsinn – im Nachhinein kann ich immer noch nicht glauben das Rodrigo mich ganz einfach Huckepack genommen und mich den Vulkan sicher runtergebracht hat.

Das ist der beste Bergführer, den wir kriegen konnten.

Und schon wieder muss ich sagen wie unglaublich stolz ich auf meinen Mann bin. Erst hatte er das gesamte Gepäck den Berg hoch getragen und nun musste er es auch wieder runter fahren. Auch wenn Rodrigo mit mir 50 kg auf dem Rücken hatte, hatte Fabian nicht wesentlich weniger zu schleppen. Und richtig windschnittig war die Belagerung auch nicht.

Wahnsinn, er hat die schwarzen Pisten ohne Probleme und mit jede Menge Gewicht bewältigt. Mein Mann ist schon ein krasser Typ!

Endlich am Bulli und an der Agentur angekommen, konnten wir alle erstmal durchschnaufen, entspannen und einen Pisco-Sour trinken. An dem Tag wollte ich keinen Arzt mehr aufsuchen.

Aber ich habe mit Anna telefoniert, eine Frau, die sich mit sowas auskennt. Klar ist es schwierig eine Ferndiagnose aufzustellen und im Endeffekt kann nur ich es besser wissen. Aber nach ein paar hilfreichen Tipps und weiteren Informationen, habe ich beschlossen erst abzuwarten. Ich schone mich nun, belaste das Bein nicht und kühle regelmäßig. Meine Wanderstöcke wurden nun in Gehhilfen umfunktioniert und Fabian kümmert sich liebevoll um mich und ich fühle mich wohl.


Nach dem abenteuerlichen Pucón wollten wir nun endlich Richtung Mendoza, Argentinien fahren. Fabian will endlich vernünftig trainieren. Leider haben wir in Pucón keine brauchbaren Expeditionsschuhe gefunden. Uns wurde gesagt in Temuco oder in Santiago würden wir welche finden. Temuco liegt auf dem Weg nach Mendoza. Santiago wollen wir, wenn möglich, meiden. Zum einem ist es eine große Stadt und wir bevorzugen eher die kleinen gemütlichen Orte und zum anderen sind dort immer noch Unruhen.

In Temuco angekommen haben wir festgestellt, dass es ebenfalls schon eine sehr große Stadt ist (221.000 Einwohner) und dass auch sowohl hier Unruhen herrschen. Großräumig wurde die Straße abgesperrt, in der wohl die Schuhe zu finden sind. Erst dachten wir, es wäre ein Unfall passiert, aber als wir dem ganzen Geschehen näherkamen und sowohl einen Wasserwerfer, als auch einen bereits gelöschten Müllhaufen sahen, war uns schnell klar, dass wir hier nicht lange bleiben werden. Blöderweise sind wir an dem Tag sehr spät aus Pucón losgekommen, zum einem, weil wir zugeparkt waren und zum einem, weil wir nun noch langsamer unterwegs sind. Ich kann mich nicht groß bewegen und somit obliegt nun die ganze Organisation im und am Bulli an Fabian. Also waren wir mal wieder zu spät und der auserwählte Laden hatte schon zu.

Wir suchten uns in einer sicheren Wohngegend einen Schlafplatz und haben am nächsten Morgen das Einkaufzentrum aufgesucht.

Ich wollte unbedingt mit, der Plan: Fabian schiebt mich im Einkaufswagen durch das Einkaufzentrum. Zum Glück gab es dort aber Rollstühle. Ich muss schon sagen, ein Rollstuhl ist schon um einiges bequemer als ein Einkaufswagen. Trotzdem war das mit dem Rollstuhl nicht behindertengerecht durchdacht. Die Rollstühle gab es nur im zweiten Stockwerk.

Wir machten uns auf die Suche nach Fabians Schuhen und ich durfte mal einen Tag im Rollstuhl verbringen. Es ist nicht schön und die meisten Läden sind nicht besonders rollstuhlfreundlich eingerichtet. Überall stehen Sachen rum und auch die Gänge sind einfach sehr schmal. Ich freue mich schon, wenn ich wieder vollkommen eigenständig laufen kann, aber auch das ist eine Erfahrung auf dieser Reise.

Schuhe haben wir nicht gefunden, wir wurden auf Santiago verwiesen. Mist, also müssen wir doch nach Santiago. Okay, aber bevor wir das machen, wollte Fabian unbedingt noch mal in den Bergen laufen.


Wir suchten uns 80km östlich von Chillán einen schönen Stellplatz mit Bergen am Fluss. Da durfte der Tornado auch gleich seine erste kleine Flussüberquerung machen.


Bei Termas de Chillán gibt es einen Vulkan und auch ein Ski Gebiet. Im Sommer kommen die lokalen Mountainbiker, um die Pisten unsicher zu machen, aber sonst wirkte der Ort auf uns eher verschlafen.

Nach einer Nacht wollten wir auch schon weiterfahren, aber vorher wollte Fabian eine kurze Runde mit Myliu laufen gehen. Diesmal in keinem Nationalpark und somit hundefreundlich. Ich blieb am Bulli und beschäftigte mich mit dem nächsten Blogbeitrag.

Dann nach einer Stunde hörte ich Fabians Stimme, die vom weitem sagte: Mach die Tür auf! Kurzer Blick zu Fabian, er trägt Myliu und Myliu hatte ein Verband am linken Bein. Ich hüpfte auf meinem einem Bein in unseren Wohnraum und machte Platz für Myliu.

Völlig erschöpft hechelten Myliu und Fabian fast gleichzeitig. Fabian erzählte mir, dass Myliu sich wohl an einem Vulkanstein geschnitten haben muss. Die ersten zwei Kilometer hat Fabian ihn durch einen Bach, über steile Stücke und kletternd über die spitzen Vulkansteine tragen müssen, dann konnte Myliu wohl ein Stück auf 3 Beinen hoppeln und das letzte Stück wurde er wieder getragen. Ich konnte die Situation noch gar nicht richtig fassen. Aber da hatte Fabian schon den Verbandskasten rausgeholt und die Einmalhandschuhe an. Der Verband musste gewechselt und erstmal Jodsalbe aufgetragen werden. Im Laufrucksack hatte Fabian zum Glück ein paar Taschentücher und Verbandszeug dabei, weshalb er erstmal die Blutung stoppen konnte.

Beim Wechseln des Verbandes haben wir gesehen wie tief die Wunde ist, ziemlich tief. Ich traute mich gar nicht genau hin zu schauen. Fabian sagte nur, er kann den Knochen sehen, die Sehnen und der Muskel seien durch.

Es stand fest es muss genäht werden. Okay, wo kriegen wir hier auf einem Samstagnachmittag noch einen Tierarzt aufgetrieben?! Wir fuhren los und wollten erstmal zu einer Ranger Station fahren. Vielleicht kann er ja erstmal weiterhelfen, ansonsten müssen wir 80km in die nächste große Stadt fahren.

Auf der Straße kam uns ein Radfahrer entgegen, mit Blumen im Radträger und grinste uns breit an und machte Gesten, dass wir doch anhalten sollten. Eigentlich überhaupt nicht der passende Moment um mit freundlichen Menschen zu quatschten, aber vielleicht weiß er ja wo man hier einen Tierarzt findet. Der Radfahrer hieß Karl-Heinz und ist Österreicher. Irgendwie kann ich den Moment gar nicht richtig rekonstruieren, aber es kam auch noch ein US-Amerikaner in seinem Pick-up dazu, ihn haben wir zuvor beim Frühstück getroffen. Seine Frau war auch da, mit einem Weinglas in der Hand. Sie hat uns dann letztendlich die Telefonnummer von einer mobilen Tierärztin hier im Ort weitergegeben. Wir sollten zum Plaza Oliva‘s fahren und uns dort mit ihr treffen, vielleicht ist sie ja auch gerade da. Wir sind los. Fabian stieg aus und suchte nach Camila, der Tierärztin. Sie war nicht da, freundlicherweise hat sie aber jemand angerufen. Nun saßen wir da und warteten auf Camila. Myliu war in der Zwischenzeit entspannt.

Knapp eine Stunde später, war sie mit ihrem Mann da. Auf dem Plaza Olivas war sehr viel los, also haben wir beschlossen lieber einen ruhigen Platz zu suchen. Es war die nächste Parkmöglichkeit. Dann ging alles sehr schnell. Ihr Mann baute den OP Tisch auf, ein Tropf wurde an den Tornado gehängt, Myliu wurde auf den Tisch gelegt und betäubt. Und dann fing die Tierärztin an die Wunde zu desinfizieren und zu nähen, erst den Muskel und dann den Rest. Zwei Bänder sind auch durch. Mit sieben Stichen wurde unser kleiner Myliu wieder zusammengeflickt.


Fabian ist besonders stolz drauf, dass die Tierärztin mehrfach sagte, dass Myliu ein sehr starker Hund sei. Dreimal musste sie die Betäubung nachspritzen. Und generell da Myliu noch ein junger Hund ist, ist sie zuversichtlich das es gut heilt. Es wird aber wohl zwei bis drei Monate dauern.

Nachdem die OP überstanden war, bin ich in Tränen ausgebrochen. Myliu tat mir einfach zu sehr leid. Unser kleiner Rabauke muss sich nun auch schonen und das wohl noch länger als ich.


Nun sind wir zwei Invalide.

Beide haben Beinprobleme und Fabian muss nicht nur mich aus dem Bulli heben, sondern auch noch Myliu.

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