Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich an der Küste von San Antonio Este und warte darauf das die Wale wieder an die Oberfläche kommen.
Gestern, als wir hier angekommen sind und nachdem der Bulli geputzt und repariert (dazu später mehr) wurde, haben sich die Wale gezeigt.
Der erste Wal, der an die Oberfläche kam, irritierte ein wenig, da es so aussah als ob Steinbrocken aus dem Meer auftauchten. Ich denke mal so ein Wal sammelt dann wohl im Alter ein paar Meeresgeschwüre. (Aber um das genauer heraus zu finden, wollen wir demnächst in das Ocean Museum in Puerto Madryn)
Jedoch war es nicht der einzige Wal, zählen konnte ich drei. Es war wunderschön. Die Wale badeten quasi in der Sonne und wälzten sich von der einen Seite auf die andere. Zwischen durch, mal eine kleine und mal eine große Fontäne aus dem Wasser. Stundenlang konnten wir beobachten wie die Wale ihr Dasein in der Sonne genossen haben. Zwischenzeitlich zwei zusammen und als Krönung des Spektakels: Delfine die um den Wal herum hüpften. Und dabei sind wir erst noch auf dem Weg zum Wale-Watching.
Das kann man wohl besonders gut auf der Halbinsel Valdes. Die Peninsula Valdes gehört zum UNESCO Weltnaturerbe. Dort sind nicht nur Wale zu sehen, sondern auch die Magellanpinguine - an der Küste befindet sich die weltgrößte Kolonie der kleinsten Pinguine – über 2 Millionen Tiere!
Weiter geht es mit Seelöwen und Seeelefanten und auch noch die Killerwale: Orkas!
Eine bunte vielfallt an Vögel, die man beobachten kann, bietet die Insel auch.
Ich bin schon gespannt diese Lebewesen in freier Wildbahn zu sehen und ich vermute, in der Region werden wir dann doch ein paar Tage mehr verbringen.
Patagonien
Wir sind nun seit ein paar Tagen in Patagonien und total begeistert - und das bereits an der Küste und nicht in den Anden. Es ist, ja schon fast magisch. Eigentlich ist es weiterhin wie in der Pampa. Nicht viel mehr zu sehen, aber es ist besser. Schwierig zu beschreiben, aber ich versuche mal einen Moment festzuhalten:
Wir fahren auf einer Schotterpiste, nicht schneller als 50km/h. Weit und breit nichts zu sehen, kein Dorf, kein Auto, keine Menschenseele, selbst die Kühe und Rinder lassen sich nicht blicken.
Die Sonne geht langsam unter, wunderschönes Sonnenuntergangslicht. Zwischen flachen Dünen können wir mal das Meer, mal die Steilküste sehen. In dem Abendrot sieht das Meer übrigens noch blauer aus als sonnst. Und genau dieser Moment, unbezahlbar. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen, wir in Patagonien, mit Hund und Bulli – kann mich mal einer kneifen?!
Zufälliger weise hatten wir bereits unseren ersten Stellplatz in Patagonien gleich an der weltgrößten Papageien Kolonie gewählt. Diese haben in der Steilküste ihre Brutstätte und bringen dort ihre Jungen zur Welt. Wenn man die Papageien so in ihrer freien Wildbahn sieht, wie sie im „Rudel abhängen“, dann ist es unbegreiflich wie man diese wunderschönen Vögel als Haustier im Käfig halten kann.
In der zweiten Nacht haben wir die Windseite Patagoniens kennen gelernt. Die Nacht fühlte sich wie auf See an. Der Bulli wackelte wie ein Schiff im Sturm. Draußen konnte man den Sand in alle Richtungen fliegen sehen. Man könnte sagen unser Bulli hat eine Sandstrahlbehandlung bekommen.
Auf dem Weg zu einer Seelöwen Kolonie haben wir einen ziemlich coolen Surf Spot an der Steilküste entdeckt. Dort haben sich die Surfer in voller Montur mit Neopren-Anzug, -Schuhen, -Handschuhen und auch -Sturmmaske in die Wilden Wellen gewagt. Ich will auch aber ich warte bis es etwas wärmer wird und wir an einem weniger wilden Strand sind!
Die Seelöwen Kolonie – herrlich! Ein Getümmel und ein Lärm wie aufm Markt! Die Seelöwen diskutieren ganz wild untereinander. Das Ganze ist aus der Ferne zu beobachten, was wiederum sehr gut ist, da die Tiere sich nicht gestört fühlen.
Bulli & Friends
Ach ja, ich habe da oben was von Bulli repariert geschrieben – ja, wohl wahr!
Wir haben unser erstes Ersatzteil verbaut und das nach 15 Reisetagen! Nichts wildes, die Auspuffhalterung war gerissen und verursachte seltsame Geräusche. Aber nun ist alles wieder gut. Die Reparatur konnte Fabian in einer wunderschönen Strandkulisse erledigen.
Seit einer Woche Reisen wir mit Freunden, wir haben eine liebevolle Familie aus Polen kennengelernt. Und das schon als wir die Fahrzeuge in Montevideo abgeholt haben.
Mario und Karolina mit ihren Kindern Amelia (12) und Helena (9). Die 4 haben so ziemlich die gleiche Reiseroute und es macht unglaublich viel Spaß die Zeit gemeinsam zu verbringen.
Das gemeinsame Reisen sieht so aus, dass wir mal ein paar Nächte gemeinsam stehen und sich die Wege mal für ein paar Tage trennen, um sich dann wieder an einem Standort zu treffen. So erzählt man sich von seinen Abenteuern und erlebt gemeinsam Neue.
Präsidentschafts-Wahl
Ein Thema was die Argentinier hier schwer zu beschäftigten scheint, ist die Präsidentschafts-Wahl am 10. Oktober. Interessanter Weise steht in unserem Argentinien Reiseführer, dass man mit dem Argentinier lieber nicht über Politik reden sollte, jedoch sprechen uns die Argentinier selber darauf an. Wir sollen uns von der politischen Situation in Argentinien nicht stören lassen und lieber das wunderschöne Argentinien genießen, das geben sie uns immer mit auf dem Weg, egal ob es die Security im Supermarkt ist oder der Campingplatz Besitzer.
Das Empfinden der politischen Lage ist hier sehr unterschiedlich. Für den einen ist es die Wahl zwischen Pest und Cholera und für den anderen ist der jetzige Präsident Mauricio Macri oder eben seine Herausforderin Cristina Fernández de Kirchner die bessere Wahl.
So ein bisschen haben wir uns eingelesen aber auch nicht bis ins letzte Detail. Fakt ist, dass Argentinien sehr stark verschuldet ist und nun das geliehene Geld wieder zurückgezahlt werden muss. Die Partei von Macri will die Schulden hart begleichen, darunter wird die ärmere Bevölkerung jedoch am meisten leiden.
Die Partei von Christina will noch mal mit den Geldgebern verhandeln und eine Rückzahlung hinauszögern.
Offenkundig sind beide Parteispitzen korrupt, jeder in seinem Bereich. Zusätzlich wird die Meinung des Wählers durch eine „Medien-Schlammschlacht“ beeinflusst. Ein Onlineartikel über die politische Situation in Argentinien liest sich wie ein Krimi.
Wie dem auch sei, wir sind Gäste in diesem Land und sind gespannt auf die weitere Entwicklung, wir genießen das Land und lassen uns von der Politik nicht irritieren.
Achja, Mylius Box ist übrigens nun auf dem Bulli-Dach gelandet, befestigt an den Haltern der zukünftigen Surfbretter. Mal schauen wie lange es bis zum ersten Surfbrett dauert.
Und achja…. bis jetzt hat sich heute noch kein Wal gezeigt, vielleicht ja morgen.
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