Tag 1: Samstag, 02.11.19
Bevor wir in die Höhlen „Cueva de las Manos“ gegangen sind, wollten wir was Essen. Da wir etwas schief standen, parkte Fabian um. Genau in dem Moment hat er bereits ein böses Geräusch gehört und den Motor sofort gestoppt. Beim erneuten Motorstart war das Geräusch schon wieder weg und wurde somit nicht weiter beachtet. Im Nachhinein betrachtet, sicher ein Fehler, aber nachher weiß man eh immer alles besser.
Nachdem wir die Cueva de las Manos besucht hatten, wollten wir mit zwei Trampern weiterfahren. Die beiden Kolumbianer Alvaro und Sara wollten nur bis zur Ruta 40, da sie auf dem Weg in den Süden waren. Wir wollten in den Norden.
Kaum sind wir 20 km gefahren, ist der Motor beim Bergrunter fahren ausgegangen. Etwas irritiert was nun los ist, versuchte Fabian den Motor neu zu starten. Es funktionierte nicht. Nachdem wir den Berg runter gerollt sind, schauten Fabian und Alvaro, er ist zufälligerweise auch Mechaniker, in den Motorraum. Es schien erst, dass der Motor kein Diesel bekommt. Nach einem ersten Blick war jedoch alles okay. Dieselleitungen alle da und auch keine undichte Stelle. Auf dem zweiten Blick ist aufgefallen, dass einer der Keilriemen nicht mehr da ist. Völlig erstaunt, weil deshalb alleine kein Motor ausgeht, machte sich Fabian an die Arbeit und fand einen Stein in einer Keilriemenscheibe. Nachdem wir bereits in Ushuaia einen Keilriemen getauscht hatten, haben wir uns sofort einen Neuen besorgt. Kurze Zeit später war der neue Keilriemen gespannt und wir wollten weiterfahren. Erneuter Versuch den Motor zu starten, vergeblich.
Ein erneuter Blick in den Motorraum zeigte, dass der Zahnriemen auch nicht mehr zu sehen war. Fluchend überlegten Fabian und Alvaro was nun zu tun sei. Meistens ist in diesem Fall mehr defekt, aber das hofften wir erstmal nicht.
Da wir ja gut ausgestattet sind, haben wir einen Ersatzzahnriemen dabei. Worauf wir nicht vorbereitet waren, sind Steine. Jede Menge Steine im Motorraum. An dieser Stelle muss man sagen, dass wir wohl besser den gesamten Unterfahrschutz verbauen hätten sollen, dann wäre der gesamte Motor verkapselt, aber halt auch nicht so leicht zugänglich. Derzeit haben wir „nur“ die Grundplatte verbaut, die Seiten sind offen. Aber das werden wir wohl bald ändern.
Zurück in die Steppe Patagoniens. Hilfe holen gestaltete sich als äußerst schwierig. Im Nirgendwo hatten wir natürlich keinen Empfang. Ach ja, die Chance, dass man hier im Nirvana liegen bleibt, ist übrigens ziemlich hoch, denn alle kleinen oder auch großen Städte liegen immer mehrere hunderte Kilometer auseinander, dazwischen ist meistens nix.
Auf dieser Route kommen nur Autos vorbei, wenn jemand zu den Höhlen will. Die Hoffnung, dass heute noch jemand vorbei kommt war gleich Null. Die einzige Möglichkeit jemanden zu erreichen, bestand darin zurück zu den Cueva de las Manos zu gehen und mit dem Satelliten Telefon Hilfe zu holen.
Langsam setzte die Dämmerung ein. Während Fabian und Alvaro die letzte Hoffnung darauf gaben alles passend einzustellen und einen neuen Zahnriemen zu verbauen, stellten Sara und ich schon mal das Zelt für die beiden auf. Einen guten Windschutz gab es da nicht, aber es nütze ja alles nichts. Sara und ich fingen dann das Kochen an und die Männer schraubten draußen am Auto. Später dann hatten wir trotz allem noch einen wirklich netten Abend mit gutem Essen und leckeren Wein. Und ganz nebenbei haben wir spanisch gelernt, die beiden konnten nämlich nur wenig bis kein English, aber das passte uns gut.
Mit etwas Hoffnung das morgen der Tornado weiter rollt, sind wir dann ins Bett. Zum Glück beruhigte sich mit dem Sonnenuntergang der Wind und die Nacht war windstill.
Tag 2: Sonntag, 03.11.19
Am nächsten Morgen ging die Reparatur des Motors weiter. Die ersten Touristen fuhren zu den Höhlen und hielten an, um zu fragen ob alles in Ordnung sei. Die meisten Fahrzeuge waren jedoch Touristen-Busse. Ein Belgier hielt an und stieg aus, um sich das Problem genauer anzuhören. Er bot uns Hilfe an.
Der Deal: Wenn die Belgier sich auf dem Rückweg von den Höhlen befinden und wir noch immer hier stehen sollten, schleppen sie uns ab. Der Belgier fuhr zu den Höhlen und Fabian und Alvaro gaben alles, um den Motor richtig auszurichten und den Zahnriemen zu verbauen. Zunächst sah alles erstmal ganz okay aus.
In der zwischen Zeit, war auch der Belgier wieder da und wartete freundlicherweise ab, was nun passiert. Irgendwann sagte Fabian, er wäre soweit. Wir könnten den Motor starten, entweder alles ist gut und wir können weiterfahren oder wir haben dann einen Motorschaden. Also eine 50/50 Chance. Zudem sollte ich den Motor starten, Fabian wollte sehen was im Motorraum passiert. Mir rutschte das Herz in die Hose. Alles oder Nichts?!
Mit zitternden Händen saß ich am Steuer und schluckte einen riesen großen Kloß, bevor ich den Schlüssel umdrehte.
Für einen Bruchteil einer Sekunde schien der Motor zu starten, aber bevor ich das richtig merken konnte, blockierte der Motor.
Ich wusste nicht, ob ich Lachen oder Weinen sollte. Mir war klar: Motorschaden!
Fabian fluchte wie wild und ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich saß da und rührte mich nicht. Ein Moment der Schockstarre.
Der Belgier schien nicht unbedingt der Bestorganisierteste zu sein. Er erzählte uns, dass sie noch kein Frühstück hatten und der Tank des Autos auch nicht mehr viel hergab. Er füllte seine letzte Benzin Reserve in den Tank und wollte uns trotzdem abschleppen. Wir hatten ca. 120 km bis zur nächsten Stadt vor uns und der Belgier nur noch 30l Sprit. Aus eigener Erfahrung wussten wir, dass der Verbrauch beim Abschleppen deutlich höher ist als normal.
Ehe ich mich versehen konnte, war der Toyota vor uns und befestigte sein Abschleppseil.
Der Anfang war gut, ziemlich geschmeidig konnten wir die ersten Meter machen - bis die erste Abfahrt in Serpentinen Form in ein Tal kam. Beim Anblick der Abfahrt wurde mir ganz anders.
Zwischen den zwei Autos war ein kurzes Abschleppseil gespannt, das von dem Belgier. Und wenn der Motor nicht an ist, dann funktioniert die Bremse auch nicht richtig und dementsprechend schlecht bremste auch der Bulli. Ich konnte mir die Abfahrt nicht mit anschauen. Mit geschlossenen Augen und der GoPro in der Hand saß ich da und betete alle Götter dieser Welt an, dass es gut geht.
Es ging gut, so gut, dass unsere Bremsen das Qualmen und stinken anfingen. Fabian versuchte den Abstand zwischen den zwei Autos so groß wie möglich zu halten und hat dabei wahrscheinlich sogar den Toyota mit gebremst. Völlig panisch versuchten wir dem Belgier mit Hupen und Winken aus dem Fenster zu signalisieren, dass er Anhalten soll, bevor es den nächsten Berg raufgeht.
Denn bekanntlich, kommt nach dem nächsten Bergauf auch wieder ein Bergab.
Dann standen wir und warteten bis sich die Bremsen abkühlten. Beim Anblick der nächsten Herausforderung, einer Serpentinen Straße Bergauf, wollte ich weinen. Völlig entgeistert konnte ich mir nicht vorstellen, wie wir da hochkommen sollten. Fabian sah auch nicht unbedingt voller Hoffnung aus. Nachdem sich die Bremsen abgekühlt hatten und wir nun unser längeres Abschleppseil zwischen die Autos gespannt hatten, ging die Höllenfahrt weiter.
Schließlich fuhren wir Bergauf und wir wurden immer langsamer bis wir irgendwann standen. Die Reifen des Toyotas drehten durch. Wir sind zu schwer, und da standen wir nun, mitten am Berg.
Vor meinem geistigen Auge sah ich uns hier schon allein.
Nachdem wir uns langsam nach unten rollen ließen, vermutete ich stark, dass der Belgier nun aufgibt. Da hatte ich mich aber getäuscht. Er wollte es noch mal versuchen, mit mehr Anlauf. Völlig wahnsinnig der Belgier, aber egal, das ist ja zu unserem Vorteil - vielleicht.
Wir saßen im Auto und Fabian sagte nur: „Das wird nix“.
Es wurde was, wenn auch erst im zweiten Anlauf. Durch mentales anschieben der Autos haben wir es tatsächlich geschafft. Es warteten noch weitere Serpentinen auf uns, aber diese waren bei weitem nicht so schlimm, wie die Vorherigen.
Nach dem wir die Ruta 40 erreicht hatten, haben wir uns von Alvaro und Sara verabschiedet.
Endlich waren wir wieder auf einer asphaltierten Straße. Wir fuhren nicht schneller als 50 km/h. Während der Zeit malten wir uns schon diverse Szenarien aus, was wie sein könnte und welche Lösungen wir haben.
Jedoch nütze jede Überlegung nichts, da wir ja nicht genau wussten was kaputt war. Recherchen während der Fahrt anzustellen war auch nicht möglich, da wir natürlich wieder kein Netz hatten.
Endlich in der Zivilisation angekommen, Perito Moreno, haben wir als erstes eine Tankstelle angesteuert. Unser Gedanke: Hier kommen viele Menschen vorbei und irgendjemanden werden wir schon finden der uns irgendwie hilft.
Und genau so war es, kaum hatten wir den Bulli in eine Parklücke geschoben, hat Fabian Cristian kennengelernt. Er hat auch ein Problem mit seinem Auto. Die Lichtmaschine seines Renaults geht nicht. Cristian stand unter Zeitdruck, er musste so schnell wie möglich nach El Chaltén. Er hatte bereits einen Mechaniker kontaktiert. Dieser wollte ihm am nächsten Tag helfen.
Christian bot uns dann an, am nächsten Morgen mit der Werkstatt zu sprechen und nachzufragen, ob wir unser Problem dort genauer unter die Lupe nehmen können. Schließlich kann Fabian die meisten Probleme am Auto selber lösen, jedoch brauchten wir einen besseren Platz als einen Parkplatz von einer Tankstelle.
Als Dankeschön für den belgischen Abschleppdienst, kochten wir für die gesamte Reisegruppe ein schnelles Abendessen. Während der gesamten Aktion glaubte ich, dass der Belgier mit seiner Freundin reist. Aber als wir an der Tankstelle angekommen sind, stiegen da plötzlich noch zwei weitere Menschen aus dem Auto.
Etwas seltsam fanden wir es schon, die Jungs erst jetzt zu sehen. Freundlich waren Sie aber allemal.
Völlig geschafft sind wir dann mit Spekulationen und ersten Recherchen zu Motor, Motorteilen und Co. ins Bett gefallen.
Tag 3: Montag, 04.11.19
Neuer Tag, neues Glück. Um 9.30 Uhr hatten wir uns mit Cristian in der Werkstatt verabredet. Vorher aber, haben wir unser Reisenetzwerk ausgereizt und jeden Kontakt genutzt, der uns während der Reise seine Hilfe anbot.
Unteranderem ist da Llino aus Chile. Er hat einen guten Kontakt in Santiago de Chile, der nur mit VW T3 Teilen handelt. Hier könnten wir einen guten gebrauchten Zylinderkopf kaufen. Llino sitzt übrigens momentan in der Nähe von Ushuaia fest. Ihm ist die Kurbelwelle seines VW T2 Karman Ghias gebrochen.
Dann ist da Wiliam aus Puerto Madryn, den hatten wir ja zufällig an einer Tankstelle mit seinem T3 getroffen. Er empfahl uns genau den gleichen Kontakt wie Llino und sagte außerdem, dass wir in Argentinien keine Chance haben Ersatzteile zu bekommen. Er fährt übrigens den einzigen T3, den wir hier bisher gesehen haben.
Dann haben wir noch einen Kontakt in Buenos Aires, den guten Herren haben wir nie persönlich kennengelernt, aber ein Freund hat uns in Ushuaia gesehen und gab uns gleich für alle Notfälle seine Nummer.
Und natürlich unsere Freunde Laureen und Thomas. Die beiden haben wir ja wegen einer kaputten Zylinderkopfdichtung 360km lang abgeschleppt.
Zu unserem Glück waren Laureen und Thomas auch auf dem Weg nach Perito Moreno.
Nachdem wir in der Werkstatt vorgesprochen hatten, durften wir neben der Werkstatt parken und unseren Motorschaden untersuchen. An dem Montag war bei der Werkstatt ziemlich viel los. War ja auch nicht schlimm, also genug Zeit, um noch schnell bei der Tankstelle zu duschen und jemanden zu finden der uns 1 km bis zur Werkstatt abschleppt.
Hauptsächlich werden hier Pickups gefahren und somit eigentlich kein Problem ein taugliches Auto zu finden. Und tatsächlich, gleich der erste Argentinier den ich in meinem „perfekten“ spanisch angesprochen habe, willigte ein uns zur Werkstatt zu schleppen.
Wir waren ihm sehr dankbar und irgendwie freute er sich auch so sehr, uns zu helfen, dass er sich verabschiedete, als ob wir seine besten Freunde wären. Ein schöner Moment. Die Menschen hier sind unglaublich freundlich.
An der Werkstatt angekommen, mussten wir auf unseren Platz warten, noch stand hier ein Bus, der repariert wurde. Und während wir so standen, kamen auch schon unsere Freunde Thomas und Laureen.
Es tut unglaublich gut in solchen Situationen bekannte Gesichter zu sehen.
Wir erzählten was passiert ist und, dass wir eigentlich noch nicht wissen wie groß das Ausmaß des Problems ist. Fabian vermutete, dass mit viel Glück nur der Zylinderkopf erneuert werden müsse. Wenn wir aber Pech haben, dann der ganze Motor.
Die beiden wollten bei uns bleiben, bis wir wissen was nun genau das Problem ist, wie wir es lösen können und uns natürlich beim Übersetzen helfen.
Als der Bus weg war, schoben wir unseren Bulli mit gemeinsamer Kraft in den Hof. Fabian machte sich sofort an die Arbeit. Kaum hatte er seinen Werkzeugkoffer ausgepackt, kam Cristian um die Ecke und fragte nach Hilfe. Irgendwie kamen die Mechaniker bei Ihm nicht voran. Also hat Fabian erstmal geholfen Cristians Auto zu reparieren, bevor unser Problem angegangen wurde.
Laureen und ich haben erstmal eine kleine Runde mit Myliu gedreht, waren einkaufen und haben für Fabian Kisten zum Sortieren der Teile besorgt.
Als Fabian mit Hilfe von Thomas anfing den Motor auseinander zu nehmen, haben Laureen und ich uns allen etwas zu Essen gekocht. Eigentlich ähnlich wie am Abend vorher, nur an einem anderen Ort und mit anderen Freunden.
Spät am Abend hatte Fabian dann alles notwendige demontiert und konnte den Zylinderkopf abnehmen.
Fabians Diagnose: Die Kolben waren bereits mit den Ventilen kollidiert und die Nockenwelle war auch nicht mehr ganz in Ordnung.
Im Nachhinein ist es nur sehr schwer zu sagen, was genau passiert ist, aber eine Vermutung ist folgende:
Auf der Schotterpiste zu den Höhlen war noch alles in Ordnung. Unglücklicher Weise mussten wir bergab parken, weshalb ein kleiner Stein überhaupt von einem Auspuff-Hitzeschutzblech direkt in eine Riemenscheibe fallen konnte. Beim Umparken hat dieser kleine Stein sich in der Riemenscheibe von der Kurbelwelle festgesetzt. Daraufhin beim Starten das böse Geräusch. Der Keilriemen riss sofort. Die Unwucht und der Ruck an der Kurbelwelle muss aber so groß gewesen sein, dass auch der Zahnriemen riss. Scheinbar war der Zahnriemen aber zunächst noch nicht komplett gerissen, weswegen wir noch etwa 20 Minuten fahren konnten. Für alle, die es nicht wissen, der Zahnriemen treibt den gesamten Motor an und wenn dieser fehlt, funktioniert nichts mehr.
Am gleichen Abend noch haben Thomas und Laureen ihre Werkstatt aus Rio Gallegos kontaktiert und nach einer Meinung gefragt. Die Werkstatt in Rio Gallegos ist darauf spezialisiert Motoren wiederherzustellen und ist in ganz Argentinien bekannt.
Auch Fabian fragte ein paar Freunde in Deutschland wie schlimm die Abdrücke der Ventile auf den Kolben denn seien.
Während die Mechaniker der Werkstatt eigentlich die ganze Zeit im Warmen und Windstillen saßen, waren sie dann auf einmal neugierig, wie denn der Motor aussieht. Sie empfahlen uns eine Werkstatt in Caleta Olivia. Hier könnte der Zylinderkopf überholt werden.
Da es bereits dunkel war, wollten wir am nächsten Morgen nochmal genauer hinschauen und dann entscheiden was und wie wir den Motor reparieren.
Nach einem wunderbaren Essen, 2 weiteren Flaschen Wein und endlich mit dem Wissen was kaputt ist, sind wir mal wieder total erschöpft ins Bett gefallen.
Tag 4: Dienstag, 05.11.19
Am nächsten Morgen die Antworten aus Deutschland, gleich drei Meinungen hatte Fabian sich eingeholt und alle stimmten überein, dass die Abdrücke auf den Kolben zwar nicht schön seien, aber auch keinen weiteren Schaden am Motor darstellen würden. Schön zu hören, also gilt nur noch der Zylinderkopf samt Ventilen und Nockenwelle zu reparieren.
Gemeinsam mit Thomas und Laureen haben wir abgeschätzt, was wir nun machen. Sollten wir den Zylinderkopf neu bestellen oder überholen lassen. Wir haben uns dazu entschieden, dass die schnellste Variante das Überholen ist.
Denn wenn wir uns auch einen Zylinderkopf schicken lassen würden, müsste dieser aus Chile oder Deutschland kommen, in jedem Fall müsste er durch den Zoll. Und da die Regierung hier momentan etwas durchdreht, verlangen die unglaublich hohe Einfuhrzölle.
Um Herauszufinden ob die Werkstatt in Caleta Olivia vertrauenswürdig ist, hat Laureen die Leute in Rio Gallegos um Rat gebeten. Per Ferndiagnose haben sie uns mitgeteilt was alles gemacht werden müsste, einen ungefähren Preis abgegeben und zusätzlich einen Kontakt vermittelt, der mehr zu der Werkstatt in Caleta Olivia sagen kann. Es war Fernando, ein Rennfahrer, welcher seine Motoren auch dort anfertigen lässt. Fabian sollte ihn dort später kennenlernen. Laureen rief Fernando an, er bestätigte uns, dass die Werkstatt sehr gut sei und er die Leute da sehr gut kenne.
Im nächsten Stepp hat Laureen die Werkstatt in Caleta Olivia angerufen. Nach einem kurzen Gespräch wurde die Nummer gespeichert und alle weiteren Details per WhatsApp geklärt.
Laureen erklärte, dass wir beide nicht viel spanisch sprechen und in was für einer Not wir stecken. Währenddessen hatte Fernando die Werkstatt angerufen und den Chef gebeten uns mit Priorität zu behandeln. Wir seien schließlich Freunde, so sagte er.
Das bedeutete, wenn Fabian am nächsten Tag da ist, wird alles stehen und liegen gelassen und alle kümmern sich um unseren Zylinderkopf.
WOW, also auch noch Sonderbehandlung!
Fabian muss nur noch nach Caleta Olivia kommen, aber auch darum hatte sich Laureen bereits gekümmert. Da die beiden an der Tankstelle geschlafen haben und der Busbahnhof direkt neben an ist, war Laureen dort auch schon und hat für uns die Abfahrtszeiten und Preise gecheckt.
Die Busse fahren zweimal am Tag. Um 03:30 Uhr und 15:30 Uhr von Caleta und zurück nach Perito Moreno um 07:00 Uhr und 20:20 Uhr. Die Busreise dauert 5 Stunden, schließlich sind wir an der chilenischen Grenze und Caleta Olivia liegt am Atlantik. Fabian kann für den Hin- und Rückweg den Nachtbus nehmen und ist quasi am gleichen Tag wieder da. Vorausgesetzt die Werkstatt schafft es, den Zylinderkopf an einem Tag zu überholen.
Am Nachmittag mussten wir uns von Thomas und Laureen verabschieden, die beiden hatten sich am Grenzort, 40km von hier, mit einer französischen Familie verabredet. Beide wollten aber in unserer Nähe bleiben, um, gegeben falls, mit weiterer Übersetzung oder anderen Dingen zu helfen.
Wir sind dann noch los und haben Fabian auch eine Telefonkarte besorgt, so konnten wir in Kontakt bleiben, haben etwas eingekauft und Fabian hat noch schnell eine Dusche bei der Tankstelle genommen. Dann wurden alle Teile zusammengepackt und noch was gegessen.
Voller Hoffnungen sind wir dann ins Bett, da der Wecker ja schon um 02:00 Uhr klingeln sollte.
Tag 5: Mittwoch 06.11.19
Während wir auf den Bus warteten, haben wir eine WhatsApp Nachricht von Cristian bekommen. Er ist in El Chaltén angekommen, jedoch auch mit jede Menge Abenteuer. Er hat auf dem Weg nach El Chaltén tatsächlich Sara und Alvaro mitgenommen. Der Renault ist erneut kaputt gegangen, zum Glück hatte er Alvaro dabei. Im stürmenden Wind hat Alvaro Cristian geholfen das Auto zu reparieren und das obwohl irgendwelche Teile im Wind weggeflogen sind. Sie konnten weiterfahren. Kurz vor El Chalten hat die Lichtmaschine dann doch den Geist aufgegeben und somit natürlich auch die Batterie. Christian ist nach El Chalten getrampt und hat eine neue Batterie geholt. Sara und Alvaro haben auf ihn gewartet und wollten später mit ihm zusammen nach El Chalten. Kaum war die neue Batterie eingebaut, konnte die Fahrt weitergehen, aber nicht lange, denn dann ist noch ein Reifen geplatzt, sodass nochmal fremde Hilfe geholt werden musste.
Unglaublich – Argentinien ist so groß, aber auch gleichzeitig so klein.
Alvaro hatte uns erzählt, dass er nun schon das vierte Mal während seiner Reise liegengebliebene Autos repariert hat. Nun hat er es das fünfte Mal getan.
Der Bus kam und Fabian fuhr nach Caleta. Ich bin mit Myliu in Perito Moreno geblieben. Mit voller Anspannung habe ich seine Reise aus der Ferne mitverfolgt. Es ging alles gut. Die Mechaniker empfangen Fabian und haben sofort mit der Überholung des Zylinderkopfes angefangen. Es hatte sich herausgestellt, dass die Nockenwelle auch defekt ist, aber selbst eine neue Nockenwelle konnte noch am gleichen Tag besorgt werden und Fabian konnte mit einem quasi neuen Zylinderkopf in den Nachtbus steigen und so zurück nach Perito Moreno fahren.
Wie Fabian erzählt, war der Tag in der Werkstatt wirklich klasse. Alle waren freundlich und neugierig, sprachen aber nur spanisch und Fabian konnte so seine Sprachkentnisse verbessern. Er lernte nicht nur die gesamte Crew und den Chef Carloz kennen, sondern auch Fernando, den Rennfahrer. Dort scheinen sie alle verrückt nach Rennwagen und Motoren zu sein. Achja und ganz wichtig war, dass zu jederzeit Mate getrunken wurde. Einige mussten durcharbeiten, andere hingegen machten viel Pause und mussten wohl nur darauf achten, dass auch für den Chef Mate angefertigt war, sobald dieser um die Ecke kam.
Tag 6: Donnerstag, 07.11.19
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück machte sich Fabian an die Arbeit. Alles was ausgebaut wurde, musste nun auch wieder in den Tornado zurück. Viel Zeit haben wir mit dem Turbo verbracht. Leider ist beim Ausbau eine Schraube abgebrochen und musste nun irgendwie wieder raus, zusätzlich waren die restlichen Gewinde auch nicht mehr besonders gut und mussten nachgeschnitten werden. Die abgebrochene Schraube wurde mit Hilfe unserer Werkstatt gelöst, bloß das Nachschneiden der Gewinde ohne das passende Werkzeug gestaltete sich als ziemlich schwierig. Zum Glück gab es eine weitere Autowerkstatt in Perito Moreno. Dort fanden wir das passende Werkzeug und Fabian konnte alle Gewinde nachschneiden.
Im Laufe des Nachmittags wurde dann mehr und mehr in den Tornado eingebaut. Jedoch aber ohne Eile und lieber mit Präzision.
Und während Fabian noch am Abend arbeitete wurde ein Grillfest an der Werkstatt veranstaltet, natürlich gleich hinter dem Bulli. Auch wir wurden vom Chef Julio eingeladen. Leider lag nur Fleisch auf dem Grill, da wir aber kein Fleisch essen, haben wir dankend abgelehnt.
Tag 7: Freitag, 08.11.19
Bevor der Motor ganz ist, müssen noch Zahnriemen und Keilriemen gespannt werden, Öl, inklusive Filter gewechselt und Wasser aufgefüllt werden. Nachdem auch das mit Ruhe erledigt war, konnten wir eigentlich starten, aber irgendwie hatten wir dann doch noch etwas Muffensausen. Bevor der Motor gestartet wurde, wurde noch mal überlegt, ob Fabian nun auch wirklich an alles gedacht hatte. Alles war in Ordnung und es waren keine Teile mehr übrig.
Und dann war es soweit, der Motor wurde gestartet:
Voller Freude und Erleichterung habe ich sofort allen, die sich Sorgen machten, mitgeteilt, dass nun alles wieder in Ordnung ist!
Am gleichen Tag noch haben wir alles zusammengepackt und sind losgefahren, zwar nur bis zur Tankstelle aber immerhin.
Wir sind back on the road!
Bei der gesamten Aktion blieb keine Zeit für schlechte Laune, das einzig enttäuschende ist, dass ein es ein kleiner Stein war, der den Tornado außer Gefecht setzte.
Und natürlich ist es uns nur mit Hilfe von vielen lieben Menschen gelungen so schnell wieder „on the road“ zu sein. Hiermit bedanken wir uns ganz herzlich bei Alvaro und Sara, dem Belgier Jan-Pieter und seiner Reisetruppe, Cristian, Wiliam, Llino, Thomas und Laureen, Julio und seinen Jungs (Werkstatt in Perito Moreno), Carloz und seinen Jungs (Werkstatt in Caleta Olivia), unseren Familien und Freunden, die uns moralisch Beistand geleistet haben.
PS: Insbesondere bin ich unglaublich stolz auf meinen Mann. Dieses Problem mit Ruhe, Zuversicht und Präzision zu meistern ist einfach nur bewundernswert!
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