Es fühlt sich nicht nach Weihnachten an, es ist warm und man will am liebsten den ganzen Tag im Wasser hängen. Also gar nicht weihnachtlich. Aber auch abgesehen von dem Wetter gibt es nicht so vieles, was auf Weihnachten hinweist.
Außer wenn wir in einen großen Supermarkt einkaufen gehen, dort ist der Eingangsbereich häufig mit Plastik Weihnachtsbäumen, weihnachtlicher Deko, Geschenken und Geschenkpapier ausgelegt und während man den Supermarkt betritt, wird man mit weihnachtlichen Jingles in Summerjam Version begrüßt. Abartig.
In der Stadt merkt man nicht viel davon. Hin und wieder sieht man eine dekorierte Plastiktanne und hier und da leuchtet mal eine Lichterkette, wobei die Lichterketten erst richtig zu sehen sind, wenn es bereits schon dunkel ist.
Das Weihnachten hier, hat nicht die Magie, die in Europa zur Adventszeit herrscht.
Für mich ist Weihnachten, wenn man gemütlich mit der Familie bei gutem Essen die Zeit gemeinsam verbringt. Im Hintergrund leuchtet der Weihnachtsbaum und es spielt auch gemütliche ruhige Musik. Ein Stillstand von dem alltäglichen Leben. Es dreht sich alles um die Liebsten und man verbringt die Weihnachtstage im Kreis der Familie. So schaut man zum Beispiel die typischen weihnachtlichen Filme, geht gemeinsam Spazieren, spielt Gemeinschaftsspiele und bereitet gemeinsam das leckere Essen vor.
Unser Weihnachten hatten wir schon in Ushuaia. Da stimmte das Wetter dafür und wir haben eine gemütliche Zeit mit unserer „Reisefamilie“ verbracht. Mit Mario, Karolina, Amelia und Helena.
Wir haben gemeinsam gegessen, während es draußen schneite. Spaziergänge unternommen, während das Wetter richtig ungemütlich wurde. Gemeinschaftsspiele gespielt, während wir gemütlich im La Elefanta Wein tranken.
Unser Heiligabend war der 10. Oktober, Marios Geburtstag. Im Schneesturm sind wir in Ushuaia angekommen und haben abends dann gemeinsam gefeiert. Der 11. und 12. Oktober waren die darauffolgenden Weihnachtstage, die wir auch gemeinsam verbracht haben. Schönes Weihnachten war das.
Unser Weihnachten haben wir somit vorgezogen. Und Geschenke gab es auch und das sogar jeden Tag auf dieser Reise.
Hier ist jeder Tag ein Geschenk, welches wir uns selbst geschenkt haben.
Von Santiago nach Mendoza
Zunächst sind wir kurz nach Santiago, haben die Innenstadt, aber wegen der Unruhen im großen Bogen gemieden. Fabian hat dort seine Expeditionsschuhe bekommen, welche er für die Besteigung des Aconcagua braucht. Es war schon ziemlich anstrengend aus dem gefühlten Nichts und kleinen Dörfern in die großen Städte mit Millionen Einwohner zu fahren. Schnell wurde uns auch klar, warum wir kein Spaß in einer Großstadt haben. Der Verkehr ist die Hölle und eine vernünftige Parkmöglichkeit für den Tornado im Schatten zu finden, ist fast unmöglich.
Ziemlich schnell haben wir Santiago wieder verlassen, wir werden wohl aber noch zweimal nach Santiago „müssen“, aber diesmal aus einem erfreulichen Grund! Am 3. Januar holen wir Jendrik vom Flughafen ab. Dann beginnt auch die Expedition Aconcagua. Fabian und Jendrik wollen im Alpinstil in ca. 14 Tagen den Berg besteigen.
Einen kleinen Blick auf den Aconcagua konnten wir schon bei der traumhaften Passüberquerung von Chile nach Argentinien erhaschen. Es war ein unglaubliches Gefühl mit dem Bulli höher als die Zugspitze zu sein und das auch noch in den Anden. Und dabei sieht die Landschaft so unglaublich trocken aus, irgendwie kaum zu glauben das hier auch Schnee liegen kann.
Bevor es nach Mendoza ging, sind wir nach Uspallata gefahren. Ein kleiner Ort nach der Grenze, indem wir dann doch noch für 4 Nächte geblieben sind.
Die ersten Nächte haben wir erst neben dem Informationszentrum geparkt, wir sind mal wieder in der Nacht angereist und haben dann das erst Beste genommen. Tagsüber hat sich der Stellplatz als ganz nett erwiesen, mit einem kleinen ruhigen Park und einer Wasserquelle. Also haben wir beschlossen noch eine zweite Nacht zu bleiben, das war ein Fehler. Bei der Hitze herrscht hier ein anderer Tages Rhythmus. Es wird alles in die Nacht geschoben, selbst ein Fußballspiel, welches direkt neben uns in Begleitung von südamerikanischen Bass-Latino-House-Music stattgefunden hat.
In der Nacht habe ich kein Auge zugemacht, es war einfach zu laut. Und jedes Mal, wenn ich kurz vorm Einschlafen war, jubelten auf einmal alle oder fingen an die Lieder mitzusingen.
Ich wollte am nächsten Tag am liebsten schon nach Mendoza weiterfahren, denn in Uspallata gibt es nicht viel außer Berge, die Fabian aber für sein Training braucht.
Zudem hat der Bulli nach der Passüberquerung wieder angefangen weißen Qualm aus dem Auspuff zu pusten und noch schlechter anzuspringen. Wir haben die Vermutung, dass der Zylinderkopf einen kleinen Haarriss hat und somit jedes Mal bei längerer Pause, z.B. nachts, ein wenig Kühlmittel in den Verbrennungsraum gelingt. Fabian hat Dichtmittel für den Zylinderkopf in flüssiger und auch in Pulverform besorgt. Also sind wir noch eine Nacht dageblieben, damit Fabian trainieren kann und der Bulli das Dichtmittel vernünftig aufnehmen kann. Die Abfahrt wurde auf den nächsten Tag verschoben.
Am nächsten Tag hat sich dann spontan eine Verabredung mit unserem Freund Pablo aus Mendoza ergeben.
Pablo haben wir auf Penensula Valdes kennengelernt. Er ist Fotograf und war schon achtmal auf dem Aconcagua und zudem auch schon auf dem Mount Everest.
Zurzeit arbeitet Pablo für das Tourismus Ministerium in Argentinien und vermarktet die Region um Mendoza und somit auch Uspallata. Er hat uns gefragt, ob wir nicht Lust hätten an dem Projekt mitzuwirken. „Si, claro“, war da die Antwort und deshalb durften wir ihn auch etwas bei der Arbeit begleiten. So filmte er zum Beispiel das typische „Horsebackriding“ mit einem Gaucho. Ich hätte zu gern mehr gesehen aber da ich mich nicht allzu weit von dem Bulli entfernen kann, konnte ich nur aus der Ferne zu schauen.
Abends dann haben wir unseren Bulli in Szene gesetzt, mit Lagerfeuer und leckerem Wein aus Mendoza. Nach der Arbeit haben wir uns mit Pablo verquatscht und somit noch eine Nacht in Uspallata verbracht.
Der nächste Morgen, nun endlich: Aufbruch nach Mendoza!
Unser Ziel: Pablos Haus. Er hatte uns eingeladen, vor seiner Haustür zu parken und ein paar Tage bei ihm zu bleiben.
Wir haben seine Frau Natalia und seine zwei Kinder, Valentino (7) und Camila (6) kennengelernt. Eine sehr freundliche Familie. Zusätzlich haben wir den Haustürschlüssel von Pablo bekommen. Mit den Worten: „Fühlt euch wie Zuhause“, konnten wir Küche, Bad, Internet und Strom nutzen.
Der Bulli parkt gegenüber dem Haus und wir genießen die Gastfreundschaft.
Auch wir haben schlechte Tage
Die letzten Tage waren etwas anstrengend. Wir sind nach einer langen Reise endlich in Mendoza angekommen.
Weder der Hund noch ich sind sonderbar beweglich und Fabian springt um uns herum.
Ich wurde nörgelig, weil ich langsam selbst von meiner Einschränkung genervt war. Und alles was Fabian mir vorgeschlagen hat, passte mir nicht. Somit wurde Fabian für mich nervig und ich für Fabian sowieso. Zum Glück haben wir mit Hilfe von Pablo in Mendoza einen Physiotherapeuten aufgesucht. Er hat bestätigt, dass mein Knie in Ordnung ist und ich es mit täglichen Übungen wieder „in Betrieb“ nehmen darf.
Nun kann ich wieder einigermaßen schmerzfrei gehen, darf Übungen machen und mich mehr bewegen. Ein Licht im Tunnel der Tatenlosigkeit! Der Einzige, der hier nicht nörgelt, ist der Hund. Erstaunlicherweise ist er sehr ruhig und entspannt. Wir denken, dass es auch an der Hitze liegen mag.
Die eigentlichen Weihnachtstage werden wir in der Nähe der Berge verbringen, dort ist es etwas kühler und die Hitze somit etwas besser auszuhalten als in der Stadt.
Einen idyllischen Stellplatz am Fluss, am See oder am Pool werden wir uns schon suchen. Hauptsache am Wasser!
In dem Sinne ein frohes Fest wünschen wir euch allen!
Aus dem Tornado, Fabian, Karolina und Myliu!
Comments